Im nun alten Schulhaus blieben im Sinne des bisher örtlichen Schulwesens zunächst nur die beiden Lehrerdienst-wohnungen erhalten. Die leeren Schulsäle dienten als Gemeindearchiv, als Übungsraum für den Kirchen und Männerchor sowie zur Lagerung verschiedener Utensilien. Der kleinere Saal im Untergeschoß wurde später der Post vermietet.
Chronik
Im Jahre 1980 errichtete die Verbandsgemeinde im alten Schulhof das neue Feuerwehrhaus. Die Toilettenanlage der ehemaligen Schule wurde dabei entfernt. Im Keller der alten Schule richtete sich die Feuerwehr einen Kameradschaftsraum ein. Später wurden auch die beiden frei gewordenen Lehrerdienstwohnungen anderweitig vermietet.
Die Möglichkeit, im alten Schulhaus eine Arztpraxis einzurichten, beeinflusste die weiteren Planungen. Schon am 9.Januar 1986 beschloss der Gemeinderat, die Umbauarbeiten für die Arztpraxis in aller Eile auszuführen. Architekt Kurt Ditz wurde mit der Planung und Bauleitung beauftragt. Bereits wenige Wochen später legte er einen Plan mit Fakten vor, die allerdings erkennen ließen, dass sich die Schaffung einer Arztpraxis am besten in einer Gesamtplanung für das alte Schulhaus verwirklichen ließe. Deshalb musste unter Zeitdruck ein neues Konzept für die Nutzung des gesamten Gebäudes entwickelt werden. Um dieser Forderung gerecht zu werden, entschied sich der Gemeinderat trotz einiger Bedenken, das alte Schulhaus in ein Dorfgemeinschaftshaus umzubauen. Damit änderte sich auch die bereits eingeleitete Konzeption für den Dorfplatz, der als Außenanlage des künftigen Bürgerhauses nun in der Gesamtplanung zu berücksichtigen war. Als Folge wurden am 25.April 1986 dem Architekten Kurt Ditz die Ausführungsplanung und Bauleitung des gesamten Komplexes übertragen. Dies erleichterte die Realisierung des bereits begonnenen Ausbaus der Arztpraxis. Bereits am 01.Juli 1986 konnte Dr. Hartmut Kaufmann im südlichen Teil des Erdgeschosses seine Praxis eröffnen.
Am 18. August 1986 legte der Planer Norbert König das von der Verbandsgemeinde in Auftrag gegebene Dorferneuerungskonzept mit dem Erläuterungsbericht und einem Maßnahmenkatalog vor, so dass die Gemeinde im November des gleichen Jahres als Dorferneuerungsgemeinde anerkannt wurde. Damit war es jetzt möglich, für die gemeindlichen Maßnahmen Zuschüsse zu erhalten.
Eigentlich kamen die Umbauarbeiten am alten Schulhaus und die weiteren Planungen für den Dorfplatz erst nach Zusage beachtlicher Zuschüsse richtig in Schwung. Bald war die Großbaustelle inmitten des Dorfes nicht mehr zu übersehen. Fortan stand das Thema Bürgerhaus und Dorfplatz regelmäßig auf der Tagesordnung des Gemeinderates, zumal sich, wie meist bei so großen Baumaßnahmen, die Arbeit ständig ausweiteten und immer neue Probleme zu bewältigen waren. Immer wieder waren Nutzen, Optik und Kostenaufwand abzuwägen und miteinander in Einklang zu bringen.
Schließlich einigten sich Rat und Architekt über den Raum- und Nutzungsprogramm. So führen zwei völlig neu gestaltete Treppenaufgänge bis zum obersten Stockwerk, wo die Hausmeisterwohnung, das vorhergesehene Heimatmuseum und ein Archiv untergebracht sind. Weiterer Stauraum ergibt sich auf dem neuen Dachboden. Im Mittelgeschoss befindet sich im nördlichen Bereich über die gesamte Länge des Gebäudes der Bürgersaal, der durch eine bewegliche Wand geteilt werden kann. Im südlichen Teil, wo sich einst die Lehrerwohnung befand, entstehen weitere Räumlichkeiten wie die gut eingerichtete Küche, der Ausschank, ein Konferenzzimmer, Umkleide- und Abstellräume.
Im Erdgeschoss befindet sich zur Straße hin die Arztpraxis. Die Post erhält im hinteren Gebäudeteil einen neuen Raum. Außerdem sind hier noch die Toiletten und ein Übungsraum für die kulturellen Vereine untergebracht. Im Keller befindet sich der Kameradschaftsraum für die Feuerwehr, die Heizung und sonstige Nebenräume.
Bis auf die beiden Treppenhäuser blieben die Außenfassaden im wesentlichen erhalten. Zwei Jahre später wurde östlich des hinteren Treppenhauses noch der dringend notwendige Fahrstuhl installiert. Als Kunst am Bau wurden nach eingehenden Beratungen an der Westfassade als Ottersheimer Ortssymbol zwei in Majolika gefertigten Bären und die Initialen des Gemeindewappens angebracht. Bekanntermaßen tragen die Ottersheimer Einwohner im Volksmund mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts den Ortsnecknamen „Bären“.
Infolge der vielen zusätzlichen Aufwendungen haben sich letztlich Gesamtkosten von rund drei Millionen Mark ergeben, wovon immerhin ein gutes Drittel mit den Zuschüssen von Land und Landkreis finanziert wurde.
Am 16.April 1989 war es dann soweit! Im Beisein vieler Ehrengäste wurde das Bürgerhaus samt Dorfplatz offiziell seiner Bestimmung übergeben. Noch heute darf Ottersheim auf seinen prägnanten Dorfmittelpunkt stolz sein. Schon längst ist der Bürgersaal zur „guten Stube“ der Gemeinde geworden. Für Feiern und Veranstaltungen öffentlicher und privater Art ist der Saal fast das ganze Jahr ausgebucht, unter anderem auch als Kaffeestube der Frauengemeinschaft nach dem Sommertagsumzug, für die fidele Musikstunde des Musikvereins, Versammlungen, Geburtstage, Jubiläen, Ausstellungen, für Bewirtung anlässlich der Kerwe, für den jährlichen Altennachmittag der Gemeinde und vieles mehr. Das Konferenzzimmer wird häufig zu Besprechungen genutzt.
Nach Schließung der Poststelle im Jahre 1996 wurde im Untergeschoß die Zwischenwand entfernt und der Übungsraum für die kulturellen Vereine entsprechend vergrößert.